Gänge und Höfe in der Lübecker Altstadt
Die Wohngänge in Lübeck sind etwas
ganz besonderes - so wie es sie damals gab sogar einzigartig auf
der Welt. Entstanden sind Sie aus der Not heraus.
Bei der Stadtneugründung durch Heinrich den Löwen legte
dieser ein Straßennetz an, das bis heute quasi unverändert
erhalten ist. Die Kaufleute bauten Ihre Häuser an die Straßen
und so wurden im Rücken der Häuser die "Straßenblöcke"
umbaut und verschlossen. Innerhalb der Blöcke entstanden auf
diese Art große Freiräume bzw. Höfe, die
meistens als Garten oder als Lagerplatz genutzt und allgemein als
"Hagen" (eingefriedetes Grundstück) bezeichnet wurden.
Die Hansestadt Lübeck entwickelte sich im 15.
Jahrhundert jedoch so rasant weiter, dass dringend mehr Wohnraum
benötigt wurde. Außerhalb der Wassergrenzen, die die
Altstadtinsel umgaben, durfte man keinen zusätzlichen Wohnraum
erschließen - das hätte die Aufgabe der natürlichen
Wassergrenzen als Verteidigungsanlagen zur Folge gehabt. Daher brachen
die Kaufleute kleine Durchgänge durch Ihre Häuser und
schufen auf diese Weise einen Zugang zu den hinter ihren Häusern
liegen Höfen. Dort stellten sie kleine Holzbuden auf, die meistens
eine Größe von vier bis sechs Quadratmeter hatten. Diese
dienten als Unterbringung für Arbeiter und Tagelöhner.
Da sehr viele Kaufleute Durchbrüche von den Straßen zu
den Höfen schufen und die Höfe immer dichter bebaut wurden,
entstanden hinter den Kaufmannshäusern allmählich kleine
verwinkelte Gänge.
Natürlich war das Leben in diesen Gängen
nicht annähernd so komfortabel wie heute. In kleinen Buden
aus Holz, die die Kaufleute in diesen Höfen und Gängen
aufgestellt hatten, wurden die Menschen zusammen gepfercht, denn
die Kaufleute hatten schnell entdeckt, welch hervorragende Geldquelle
ein Haus mit ausgebautem Hof darstellte. Neben dem Handel und der
Lagerung von Waren auf den Höfen war auch der Mietwucher an
der Tagesordnung, denn es war den Kaufleuten überlassen, wie
viele Familien sie in diesen wahrlich kleinen Buden unterbrachten.
Von ursprünglich zweihundert Gängen auf
der Lübecker Altstadtinsel sind heute noch ca. 80 erhalten.
Als gut erhaltene und durchaus repräsentative Beispiele können
Sie in Ihrem Urlaub oder Wochenendurlaub
in Lübeck unter anderem den Bäckergang und den
Hellgrünen Gang besichtigen.
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